NEXT GENERATION
JOURNAL

Institut Industrial Design

PRODUKTDESIGN MIT SOZIALEM AUFTRAG: CAROLIEN JANSSENS UND MANUEL BACHMANN

Produktdesign mit sozialem Auftrag: Carolien Janssens und Manuel Bachmann

Was inspiriert Euch?
Carolien Janssens: Das Arbeiten selbst. Die besten Ideen entstehen mitten im Entwerfen.
Manuel Bachmann: Ich finde praktisch überall Inspiration.

Warum studierst Du Industrial Design?
C: Weil ich Neues schaffen will. Design kann nicht alles, aber fast. M: Ich fand es schon immer interessant, eine kreative Lösung für ein Problem zu suchen und diese umzusetzen. Das Studium zum Industriedesigner gibt mir die Möglichkeit diese Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Warum hast Du Dich für die Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW entschieden?
C: Ich habe wirklich keine Ahnung.
M: Das familiäre Klima und die Infrastruktur an der HGK FHNW sind unersetzlich. Es ist super, dass auch andere Institute wie beispielsweise Kunst, Modedesign, oder Szenografie im selben Gebäude ihr Wesen treiben. Der Austausch zwischen den verschiedenen Instituten ist sehr hilfreich und bringt neue Sichtweisen ins eigene Denken.

Worum geht es in Deiner Arbeit als Designerin, als Designer?
C: Für mich persönlich? Darum, mit Hingabe und Echtheit Neues zu schaffen.
M: Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht immer der Mensch und seine Bedürfnisse. Neben Funktionalität und Ästhetik sind für mich auch Punkte wie Technik und Nachhaltigkeit sehr wichtig.

Wo kann man Euren Entwürfen begegnen?
Zum Beispiel online auf unserer Website unter www.projectyahyah.ch sowie auf Instagram @projectyahyah. Und vielleicht schon bald bei Dir zuhause: Wir geben alles, unsere Produkte bis zum nächsten Frühling für Dich produktionsfertig zu machen.

Wie lautet der Titel Eurer Abschlussarbeit?
Project Yahyah’s first collection

Womit beschäftigt Ihr Euch darin?
Wir haben die Marke Project Yahyah ins Leben gerufen. Sie steht für hochwertige Designprodukte, die einen sozialen Auftrag wahrnehmen. Die als Bachelorarbeit entstandene erste Kollektion Stuhl mit Tisch wird in drei regionalen Handwerksbetrieben hergestellt: einer Schreinerei, einer Lederwerkstatt und einem Textilatelier. Mit dem Kauf der Möbel ermöglicht die Kundschaft den Manufakturen, Asylsuchende, Vorläufig Aufgenommene und Flüchtlinge so einzustellen, dass sie darin unterstützt werden, möglichst rasch den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.

Weshalb dieses Thema?
Mit dem Label Project Yahyah verfolgen wir das Ziel, hochwertige Designprodukte herzustellen, die einen sozialen Auftrag wahrnehmen. Dabei geht es uns nicht darum, existente Güter sekundär in sozialer Hinsicht zu überarbeiten und nachträglich zu optimieren, sondern darum, in einer konsumorientierten Gesellschaft das professionelle Entwerfen von Produkten zu nutzen, um zur Lösung bestehender sozialer Missstände langfristig wirksam beizutragen. Die enstehenden Produkte sollen dementsprechend nicht nur Geschichten erzählen, sondern auf sozialer Ebene Geschichten ermöglichen. Dem Project Yahyah geht die Beobachtung folgender Missstände voraus: Erstens, immer weniger Schweizer Handwerksunternehmen schaffen es, rentabel zu wirtschaften und sterben aus. Das ist vor allem auf das Auslagern von Produktionsschritten respektive den kostengünstigeren Warenimport aus Billiglohnländern zurückzuführen. Wird im Ausland produziert, wird nicht nur wertvolles Produktionswissen ausgelagert, sondern hierzulande auch ein Stellenabbau herbeigeführt. Zweitens, nach wie vor gelingt Asylsuchenden, Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen der Einstieg in den Schweizer Arbeitsmarkt nur äusserst selten. Die am 30. April 2018 von Bund und Kantonen verabschiedete Integrationsagenda formuliert das erfreuliche, aber hochgesteckte Ziel, rund die Hälfte aller erwachsenen VA und F solle sieben Jahre nach Einreise langfristig wirksam in den ersten Arbeitsmarkt integriert sein. Das ist allerdings nur mit geeigneten Projekten umsetzbar, die entsprechende Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten anbieten. Drittens, während im Lebensmittelbereich und in der Modeindustrie ein relativ breites Spektrum fair produzierter Ware konsumiert werden kann, existieren derartige Möglichkeiten für den Erwerb hochqualitativer Designmöbel höchst selten.

Das Project Yahyah interpretiert die beschriebenen Missstände als Bedürfnisse, die es mittels Designprodukten passend zusammenzuführen und zu beantworten versucht. Die einfachen und seriellen Arbeitsschritte der Stuhlproduktion ermöglichen den Manufakturen, Asylsuchende, F und VA trotz Sprachbarriere und nicht vorhandenen Vorkenntnissen so einzustellen, dass sie darin unterstützt werden, möglichst rasch den Einstieg in den ersten Schweizer Arbeitsmarkt zu schaffen. Die Anstellung hat in jedem Fall Ausbildungscharakter und ermöglicht teilweise sogar eine finanzielle Unabhängigkeit. Das kommt langfristig auch dem Sozialamt, dem Bund und der Zivilbürgerschaft zugute. Zudem ist das angestrebte Produktionskonzept ein denkbarer Vorschlag für Schweizer Handwerksunternehmen, hierzulande bezahlbar und konkurrenzfähig produzieren zu können. Die Produkte von Project Yahyah verbinden aktualitätsbezogen professionelle Designleistung mit regional gefertigtem Handwerk und einem sozialen Auftrag und ermöglichen so den Kauf sozial vertretbarer Designmöbel. Mit dem Erwerb des Produkts kann die Kundschaft nicht nur ein soziales, sondern auch ein politisches Statement setzen.

Wie geht es für Dich nach diesem Studium weiter?
Wir freuen uns, bis auf Weiteres mit der konkreten Realisierung unseres Projekts beschäftigt zu sein. Ziel ist ein Kick Off Event im Frühling 2019. Gleichzeitig haben wir beide vor, ab dem kommenden Jahr für renommierte Design Studios zu arbeiten.

Mit wem würdest Du gerne einmal ein Projekt realisieren?
M: Ich finde Zusammenarbeiten immer sehr spannend und auch inspirierend. Eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Label gibt es bei mir nicht.

Diese Seite wurde archiviert. / This page has been archived.