Michaela Blaser, worum geht es in deiner Abschlussarbeit?
Meine Masterarbeit mit dem Titel «Saaltexte im Museum – Bedeutung und Potenzial» setzt sich mit den Inhalten der Saaltexte zur Ausstellung «Der junge Picasso – Blaue und Rosa Periode», welche vom 3. Februar - 16. Juni 2019 in der Fondation Beyeler zu sehen war, auseinander. Es wird untersucht, ob und inwiefern die Saaltexte die Besuchenden auf ihrem eigenständigen Ausstellungsrundgang begleiten. Daraus ergeben sich denkbare Ansätze für zukünftige Broschüren, welche neben Erläuterungen und Erzählungen eine Lücke für die individuellen Standpunkte der Besuchenden frei lassen.
Wie kamst Du auf dieses Thema?
Beim Besuch der BALTHUS-Ausstellung in der Fondation Beyeler fiel mir auf, wie viele Besuchende die Saaltext-Broschüre in den Händen hielten. Die Ausstellung hatte zuvor für einige Schlagzeilen gesorgt. Dienten die Saaltexte den Besuchenden als Orientierungshilfe in dieser vermeintlich kontroversen Ausstellung? Suchten sie Antworten auf ihre Fragen in diesem kleinen Heft? Mir kam die Idee, mich im Rahmen meiner Masterarbeit mit den Saaltexten im Museum näher zu beschäftigen.
Was ist dein konkreter Beitrag zur Zukunftsgestaltung unserer Gesellschaft als künstlerisch-gestalterisch tätige Person mit Blick auf die ökologischen, politischen und/oder ökonomischen Herausforderungen? Wie siehst Du Deinen Handlungsspielraum?
In Zeiten in denen die Gesellschaft konfrontiert ist mit Terroranschlägen, Menschen auf der Flucht und sozialen Spannungen und Ungleichheiten, scheint es vielfach unangebracht sich der “schönen” Kunst hinzugeben. Kunst hat die Fähigkeit den Betrachtenden vom Alltag zu befreien. Kunst kann uns dabei aber genauso mit unerwarteten Fragen und Thematiken konfrontieren. Kunst kann Kritik sein, politische Propaganda und Unterhaltung der Massen; sie nimmt widersprüchliche und zugleich anregende Formen an.
Vermittlung kann innerhalb einer zunehmend schnelllebigen Gesellschaft dazu ermuntern, innezuhalten und sich intensiv mit einem Werk auseinanderzusetzen. Das bedeutet zum einen, das Werk in seinem historischen Kontext zu betrachten und zum anderen, es auf aktuelle Fragen zu adaptieren. Dabei können sich neue Perspektiven und Sichtweisen auf derzeitige Geschehnisse entwickeln. Werke lassen sich unter verschiedenen Blickwinkeln betrachten und ihre Rezeption gewinnt dabei immer neue Facetten.
Ich möchte innerhalb meiner Tätigkeiten als Kunstvermittlerin meine Leidenschaft für Kunst weitergeben und auf ihren Perspektivenreichtum aufmerksam machen. Dabei wünsche ich mir, dass Kunst für mehr Humanität, Toleranz, Gerechtigkeit und Gleichheit plädiert und Thematiken in den Vordergrund rückt, die unsere Gesellschaft bilden.
Wohin geht deine (berufliche) Reise jetzt nach dem Studium?
Im November starte ich ein Praktikum im Cartoonmuseum Basel. Ich freue mich darauf, mit weiteren Erfahrungen auf meinem Studium aufbauen zu können.