Studium: Bachelor Innenarchitektur und Szenografie
Jahr: 2020
Mentor*innen: Nader A. Taghavi
Essen wird mit Kollektivität und Sich-versammeln assoziiert. Was geschieht, wenn Essen ausschliesslich als Nahrungszufuhr betrachtet wird, als ein Grundbedürfnis des Menschen?
Ein Mann der schläft von Georges Perec, eine literarische Collage, bildet die Grundlage für meinen Entwurf auf der Bühne des Schauspielhaus‘ Theater Basel. Es ist eine Suche und Kombination von Entschleunigung, Abwesenheit, Banalität und flüchtigen Beschäftigungen. Perec schreibt von einem jungen Studenten, der radikal verneint. So auch den Akt des Essens: „Dein Anliegen ist es nicht, dich verhungern zu lassen, sondern nur, dich zu ernähren.“
Nichts soll entstehen, sich nichts entwickeln, die Weltreichweite soll sich maximal verkürzen. „Allein die Einsamkeit zählt: was du auch tust, wohin du auch gehst, alles, was du siehst, ist ohne Bedeutung, alles was du tust, ist sinnlos, alles was du suchst, ist falsch.“ Der junge Mann lebt in einer unaufhörlichen Abwesenheit, fordert nichts, begegnet allem und allen gleichgültig – er wird zur konturlosen Leerstelle.
Die Geschichte interessiert mich in Bezug auf die erlebte Quarantäne. Der Mann setzt sich in absolute Isolation, entscheidet sich aktiv fürs Nichthandeln und versucht, sich das Leben zu entwöhnen. Selbst die Begriffe oben und unten, links und rechts, vorne und hinten, nah und fern existieren nicht mehr. Der Mann lebt in der schönsten aller einsamen Inseln und doch kann er sich seinem räumlichen Nahbereich, seinen Nachbar*innen nicht komplett entziehen. Er zählt die Wassertropfen, welche in die Dusche seiner Nachbarin fallen, hört Schubladen, die auf- oder zugezogen werden oder folgt den Schritten des Menschen in der Wohnung oberhalb gedanklich.
Ausgehend von der Form der Dachkammer des Mannes – genutzt als Mansardenwohnung, als Stuhl, als Versteck, als Höhle oder Unterschlupf – entsteht ein Haus aus Fragmenten des Alltäglichen. Der Mann durchschreitet diese Fragmente in der Wirklichkeit, in der Illusion und im Traum. Die drei Zustände vermischen sich und werden zur Grundlage für Fantastisches und Träumerisches.