Ein sicherer Raum im Zeitalter von Keimen, Kriegen, Kapital und Klimakatastrophen.
Noch vor kurzem schienen Kriege und Pandemien von unserer europäischen Realität − zumindest geografisch gesehen − weit entfernt zu sein. Einen wirtschaftlichen Notstand als Folge derartiger Krisen kannten wir lediglich aus den Auslandsnachrichten oder historischen Überlieferungen. Das Narrativ unserer Gesellschaft ist bis heute durch Themen wie wirtschaftliche und soziale Sicherheit sowie gesundheitliche Überversorgung geprägt. Die Klimakrise steht trotz klarer Anzeichen einer nahenden Klimakatastrophe häufig nicht auf der politischen Tagesordnung. Die aktuellen Geschehnisse in Europa stellen dieses gesellschaftliche Narrativ und das Gefühl der Sicherheit, welche unser Leben bisher prägten und unseren Lebensstil definierten komplett in Frage. Diese Zeit der Instabilität, Krisen und Unsicherheit verlangt nach einem Ort oder Orten der Sicherheit, Meditation und Reflexion.
Im Rahmen der Bachelor-Thesis 2022 fragten sich die angehenden Innenarchitekt:innen und Szenograf:innen, welche Rolle sie in dieser Zeit der gesellschaftlichen Umwälzungen und Veränderungen spielen können und wollen. «Safe Haven» − der sichere Hafen − soll ein Raum sein, der Menschen Schutz bietet und ihnen hilft, mit den neuen Gegebenheiten umzugehen oder ein neues Narrativ zu entwickeln. Die angehenden Innenarchitekt:innen und Szenograf:innen haben Szenarien, Räume und / oder Interventionen entworfen, die ein von ihnen definiertes, neues Narrativ verkörpern.
DOZENT: Nader A. Taghavi
MENTOR: Dr. Mehdi Sahebi
WISSENSCHAFTLICHE ASSISTENTIN: Kathrin Anika Mast
Die Black-Lives-Matter Bewegung und der weltweite Ausbruch des Coronavirus liessen zahlreiche Ungleichheiten und intersektionale Unterschiede sichtbar werden. Beide Phänomene legten sich im Grunde über die Krise eines sich zuspitzenden Klimawandels. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar beherrscht zudem die Krise eines Krieges Europa.
Die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Krise hat unsere sozialen Infrastrukturen beschädigt, teilweise ausgehöhlt und wirkte sich insbesondere in öffentlichen Räumen auf unsere täglichen Interaktionen aus. Als Innenarchitekt:innen und Szenograf:innen setzen wir uns für lebenswerte, resiliente öffentliche Räume unserer Städte ein. Basierend auf der Hypothese, dass ausgewählte aufgegebene Räume im urbanen Gewebe mietfrei zur Verfügung stehen, gilt es zu erkunden, welche «radikalen Reparaturen» für die Wiederaneignung und Umgestaltung aufgegebener Architekturen notwendig sind und inwiefern sie zu einer nachhaltigen, vielfältigen, inklusiven und widerstandsfähigen urbanen Koexistenz in der Zukunft führen können.
DOZENT: Andreas Wenger
MENTORIN: Charlotte Tamschick
WISSENSCHAFTLICHE ASSISTENTINNEN: Nela Weber