Der Fokus im Studiengang Innenarchitektur und Szenografie liegt auf dem Narrativen im Raum. Ob in Bühnenbildern, Ausstellungen, szenografischen Interventionen und Aktionen oder im Rahmen der Neunutzung und Einrichtung von Innenräumen mit spezifischen Funktionen für Nutzende: In den zu vermittelten Inhalten geht es um die Übersetzung von Geschichten in räumliche Gestaltung. Im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis im Studiengang Innenarchitektur und Szenografie erhalten die Studierenden Gelegenheit, die vielfältigen Kompetenzen, die sie im Verlauf ihres Studiums gesammelt haben, zur selbständigen Entwicklung eines eigenen Projektes einzusetzen. – In diesem Jahr diente das gemeinsame Thema «The Art of Protest – Räume als Bühnen des Protestes» als Ausgangspunkt für die verschiedenen Inszenierungsformate. Die Interventionen sollten das genannte Thema frei übersetzen, erforschen und kritisch reflektieren, wobei die Absolvent:innen ein ihren Interessen entsprechendes Format wählen konnten. Erwartet wurde eine dreidimensionale, räumliche, erlebbare und atmosphärische Umsetzung. Die Studierenden wurden sowohl während der Theoriearbeit und der Recherchephase als auch während der praktischen Umsetzung ihrer Bachelor-Thesis auf der Basis der formulierten Konzepte und je nach gewähltem Interventionsformat von unterschiedlichen Forschungsteams begleitet.
Protest ist ein gesellschaftliches Phänomen, das die Menschheit schon immer begleitet hat – sei es als aufwachsendes Kind, als Jugendliche:r im Alter der Rebellion oder als Erwachsene:r inmitten der soziokulturellen oder politischen Kosmen unserer Gesellschaft. Wir alle wurden bereits mit dem Akt des Protestes konfrontiert und sind vertraut mit dem Bedürfnis, zu protestieren. Der Protest als Akt des Widerstandes ist immer und überall präsent.
In einer globalisierten Welt mit unterschiedlichsten aufeinandertreffenden sozio-kulturellen und politischen Vorstellungen und Ideologien ist der Begriff und Akt des Protestes aktueller denn je. Ein wichtiger Aspekt des Protestes ist dessen öffentlichkeitswirksame Darstellung. Der öffentliche, urbane Raum wird zunehmend als Kommunikationsraum zur performativen Inszenierung von Protesten genutzt. Die Wahl des Raumes zur Inszenierung und Vermittlung eines Protestes ist ein wichtiger Bestandteil der «Art of Protest». Der Protest muss sichtbar gemacht werden und die Räume, in welchen dieser stattfindet, müssen entsprechend gewählt und gestaltet werden.
Als Raumgestalter:innen stehen uns nicht nur der urbane Aussenraum als performativer Raum zur Inszenierung von Narrativen des Protestes zur Verfügung. Abhängig von jeweiligen gesellschaftlichen Diskursen, gestalterischen Fragestellungen und den zu vermittelnden Inhalten sind auch Theaterbühnen, Filmkulissen oder Ausstellungsräume als narrative Protesträume denkbar. Generell wurden öffentliche Innenräume wie beispielsweise Empfangsräume, Speiseräume oder Parlamentssäle als Räume politischer Instanzen schon immer als politische und gesellschaftliche Bühnen zur Demonstration bestimmter Narrative genutzt und entsprechend gestaltet.
Als Innenarchitekt:innen und Szenograf:innen befassen wir uns mit der Übersetzung von Narrativen in Raumgestaltung. Dabei geht es uns um die Vermittlung von Botschaften, die durch künstlerische und emotionale Zugänge Ausdruck und Kraft erhalten. Für die Entwicklung eigenständiger und spannungsvoller gestalterischer Übersetzungen ist es vor allem wichtig, einen ganz persönlichen Bezug zur jeweiligen Umsetzung zu finden und eine klare persönliche Haltung einzunehmen.