Studium: BA Innenarchitektur und Szenografie
Jahr: 2024
Mentor:innen: Nader Abdollah Taghavi, Kathrin Anika Mast
Mitwirkende: Valerie Hess, Raphael Hoeglhammer
E-Mail: steiner.vera@gmx.ch
Der Theaterplatz in Basel, tagsüber von Kulturinstitutionen und Stadtbesuchenden geprägt, wird nachts zum Treffpunkt für junge Menschen, die dort Alltag und Zeit vergessen, tanzen und diskutieren. Nachts bietet der Platz das, was tagsüber in den Kulturinstitutionen rundherum gesucht wird – nur anders. Doch die nächtliche Ästhetik wird am Morgen von der Ordnung des Tages verdrängt. Der Platz wechselt im Takt zwischen städtischer Repräsentation und nächtlichem Ausleben. Ist die selbstbestimmte Nacht nicht eine ebenso bedeutende Inszenierung Basels?
Die Nacht dämmert: Die letzten Besucher:innen der Kulturhäuser ziehen weg. 60 Stühle werden mitten auf den Platz aufgestellt, um die Nacht willkommen zu heissen. Stühle, die normalerweise dem Tagesbetrieb dienen, werden zu Symbolen für die Anerkennung der Nacht als legitimer und gleichwertiger Teil des städtischen Lebens. Sie bilden eine Bühne und stehen für die Aneignung des Platzes durch die Menschen, die sich dort aufhalten. Es herrscht ein Sehen und Gesehen-Werden. Wenn Du Platz nimmst, wirst Du feststellen, dass Du Dich gleichzeitig auf der Bühne und im Zuschauer:innenraum befindest.
Der Morgen dämmert: Mit dem Anbruch des Tages wird das nächtliche Theater unterbrochen. Die Stühle werden angehoben, um den Platz für die Reinigung freizugeben. Alles, was von der Nacht geblieben ist, wird in die Höhe gehoben – das nächtliche Bühnenbild bleibt im Status quo erhalten, sicher vor den Eingriffen des Tages, denen es sonst weichen müsste. Erst mit der nächsten Dunkelheit werden die Bühnenelemente wieder heruntergelassen und die Choreografie der Nacht geht weiter. In einer Höhe von vier Metern bezeugen die 60 Stühle das Recht verschiedener Ästhetiken gleichwertig nebeneinander zu existieren. Sie erinnern daran, dass die nächste Nacht sicher wiederkommt. Und wiederkommt.