Institut Kunst
Bachelor
Elisabeth Zeller
Raumstudie auf Zeitschrift 1
Ich arbeite mit verschiedenen Montagetechniken und verwende für die Zusammenstellungen oftmals Found Footage-Material aus eigenem Fundus oder dem Internet. Für die präsentierte Arbeit Raumstudie auf Zeitschrift 1 habe ich mich speziell mit gefundenem Bildmaterial aus Interiordesign- und Architekturzeitschriften beschäftigt, wobei ich Teilbereiche von ganzen Seiten mit weisser, halbdeckender Farbe übermalt habe.
Durch diese Neuordnung von Überdecktem und Hinterlassenem findet einerseits eine Wertung statt, andererseits werden Reproduktionen alltäglicher Gegenstände verfremdet und erst durch diesen scheinbar einfachen Eingriff in ihrer Absurdität sichtbar. Es eröffnet neue Leseweisen der Bilderwelt, die uns umgibt und die wir fortwährend konsumieren und vermag gesellschaftlich und politisch relevante Fragen nach Themen aufzuwerfen wie etwa Wohnkultur, Design, Klasse, Geschlechterrollen und ideale Familienmodelle. In Abgrenzung zu einem gezielt inhaltlichen Vergleich sehe ich formal eine produktive Spannungen in der bildlichen Gegenüberstellung der übermalten Blätter.
Bei der Auseinandersetzung mit Zeitschriften als dem Ausgangsmaterial– als Träger von teils aktuellen, teils lang anhaltenden Wunschvorstellungen und Bedürfnissen in unserer Gesellschaft – ist die Idee von Liebe und Wärme in Bezug auf den Raum von zentraler Bedeutung für mich. Welche Rolle spielen Gegenstände und Interieurs die uns umgeben für unsere Existenz? Welche Dinge lassen wir uns nahekommen, inwiefern gehen wir eine emotionale Beziehung mit ihnen ein und machen sie uns zu Eigen? Aus welchem Grund entsteht ein Bedürfnis nach dekorativen Objekten? Wo verläuft die Grenze zwischen Design und Deko, zwischen gutem Geschmack und Kitsch, zwischen Nutzen und Geborgenheit? Sind es Manifestationen unseres Selbst im Raum, das ansonsten vergänglich und ungreifbar wird? Diese Phänomene möchte ich als strukturgebendes Element im Netzwerk unserer geistigen Konstruktion von Raum und Zeit ernst nehmen.
Einige der Fragen können auch eine politische Dimension haben, aber der Blick, den ich auf die Dinge werfen möchte, ist eben nicht nur kritisch oder analytisch. Meine Herangehensweise ist emotional und intuitiv, mein Blick auf diese Bilderwelten soll auch von einer gewissen Wärme und von Verständnis geprägt sein. Ich denke somit zwar genug Distanz zu haben, um gewisse Mechanismen der Bildproduktion und -zirkulation hinterfragen, gleichzeitig aber auch nahe genug an ihnen zu sein, um sie emotional begreifen zu können.
Elisabeth Zeller
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