INNENARCHITEKTUR UND SZENOGRAFIE / Bachelor

Léa Lardrot

STAATSRUINE
too deep to fail

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DIE BEKANNTE OBERFLÄCHE 1952 fertiggestellt, repräsentiert der Schweizer Pavillon in den Giardini von Venedig sein Land in gekonnt minimalistischer, harmonisch im Einklang mit der Natur erstrahlender Prägnanz.

 
BISLANG UNBEKANNT IM UNTERGRUND Der Pavillon erstreckt sich nicht nur auf der sichtbaren Oberfläche. In der lehmig-sandigen Erde der Insel, worauf die Giardini gebaut sind, befindet sich ein unterirdisches Raumprogramm, welches Analog zum Bau des Pavillons errichtet wurde. Dieses taucht weder in planerischen noch in ausführenden Protokollen der Staatsarchive auf – weder in der Schweiz, noch in Italien.

 
DER ENTDECKER Daniel Stähli stolperte bereits 2012 über diese Räume, sein Fund wurde jedoch von keiner einzigen behördlichen Seite anerkannt. Seine weiterführenden Recherchen im Alleingang zeigen, dass sich dieses vergessene Untergeschoss in einem ruinösen Zustand befindet. In seinen ausführlichen Berichten hält er fest, dass Bestandteile des unterirdischen Baus komplett oder teilweise der Korrosion durch das Grundwasser zum Opfer gefallen sind.

 
Die Wurzeln der grossen Platane auf dem Pavillon-Perimeter haben sich ihre Wege durch und um die Wände gebahnt, und halten diese teilweise zusammen. Das salzhaltige Grundwasser und die Instabilität des Lehm-Sand-Gemisches des Insel-Erdreiches haben die Wände allmählich zersetzt. Der Bau dieses architektonischen Werks wurde derart geheimgehalten, dass es mittlerweile komplett in Vergessenheit geraten ist. So wurde aus der unterirdischen Anlage eine Ruine, zu dessen ursprünglichen Nutzung verschiedene Theorien bestehen.

 
DIE VERÖFFENTLICHUNG Der Fund, Daniel Stählis Geschichte und politisch brisante Theorien zur Entstehung dieser Ruine werden nun an der Architektur-Biennale 2018 veröffentlicht. Es bietet sich den Besuchern die Möglichkeit, bereits absinkende Teilbereiche des Pavillons zu betrachten. Auch wurden ferngesteuerte Kameras im vorab durch das Untergeschoss geschickt. Das so gewonnene Foto sowie Filmmaterial wird im Pavillon präsentiert, neben Daniel Stählis ausführlichen Recherchen und Rekonstruktionsmodelle.
Die Wände des ruinösen Untergeschosses bilden das Fundament des Pavillons, in dem sich die Besucher aufhalten. Mittels einer Pressekampagne im Vornhinein werden die Besucher damit vertraut gemacht, dass dies das letzte Mal sein wird, dass sie den Pavillon intakt betreten werden können. Der Sicherheit wegen soll er im Jahre 2019 abgerissen und das Erdreich unter ihm wieder verstärkt werden.
Betreten werden darf das Untergeschoss selbst jedoch nicht. Und so bleibt es, wie vieles vor ihm, für immer ungeklärt und ungesehen im Untergrund.