NEXT GENERATION
JOURNAL

Institut Industrial Design

Beitrag für eine emissionsfreie Zukunft – inspiriert von der Vergangenheit.

Beitrag für eine emissionsfreie Zukunft – inspiriert von der Vergangenheit.

Ingmar Haudenschild, worum geht es in deiner Abschlussarbeit?
Mein Projekt heisst «Vision Argo» und ist ein 366 Meter langes, autonom fahrendes Tankschiff. Das Konzept führt zurück zu den Wurzeln des Seetransports. Als Hauptantrieb nutzt die emissionsfreie Vision Argo die Energie vor Ort – den Wind. Vier innovative Dualsegel sorgen für den Vortrieb, während das aqua- und aerodynamische Design den Widerstand minimiert. Als Zusatzantrieb werden elektrisch angetriebene Propulsoren eingesetzt. Den Strom hierfür erzeugt die Vision Argo mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und decküberspannenden Solarpanelen. Moderne Technologie ermöglicht eine autonome Steuerung.

80 Prozent aller Havarien sind auf menschliches Versagen zurückzuführen – diese für die Umwelt verheerenden Vorfälle können bei der Vision Argo somit ausgeschlossen werden. Ein Flotte von 50 Vision Argo Tankern würde zudem den weltweiten jährlichen Schadstoffausstoss sämtlicher Autos kompensieren. Mein Transportschiff hinterlässt auf seiner Reise über den Ozean also nichts weiter als Wasserdampf – und den einen oder anderen Regenbogen.
 
Wie kamst du auf dieses Thema?
80 Prozent des Welthandels wird mit rund 50’000 Handelsschiffen über die Meere abgewickelt. Bereits wenige Dutzend der grössten Frachter verursachen in einem Jahr ebenso viele Emissionen wie alle Autos weltweit. Der Ausstoss von CO2, Russ und weiteren umweltschädlichen Stoffen ist riesig. Der Marinediesel und das Schweröl, mit welchem die Schiffe bislang angetrieben werden, verursachen beispielsweise 3500 mal mehr Schwefeldioxid als Autodiesel. Dies belastet die Umwelt enorm und verursacht zudem jährlich zehntausende frühzeitiger Todesfälle und Asthma-Erkrankungen bereits im Kindesalter. Knapp die Hälfte der Hochseeflotte sind Tankschiffe, die sich besonders gut für alternative Antriebsformen eignen. Somit bieten gerade die Tanker einen starken Hebel, der Schadstoffbelastung und dem Klimawandel effizient entgegen zu wirken.

Was ist dein konkreter Beitrag zur Zukunftsgestaltung unserer Gesellschaft als künstlerisch-gestalterisch tätige Person mit Blick auf die ökologischen, politischen und /oder ökonomischen Herausforderungen? Wie siehst Du Deinen Handlungsspielraum?
Landläufig wird der Begriff «Design» lediglich mit der äusseren Erscheinung verknüpft. Designerinnen und Designer stehen jedoch in der Verantwortung, die Zukunft unserer Gesellschaft zu verbessern. Als Designer habe ich die Aufgabe, Produkte nicht nur nach ästhetischen oder ergonomischen Gesichtspunkten zu gestalten, sondern die Konsumentinnen und Konsumenten auch an relevante konzeptionell­e Lösungen bezüglich Nachhaltigkeit und Ethik heranzuführen. Insbesondere wenn wir Konsumgüter für unseren gesättigten, schnelllebigen Markt entwickeln, müssen wir uns bei der Produktgestaltung auf verträgliche Produktionsverfahren und sinnvolle ­Materialressourcen fokussieren und eine Produkt-Philosophie definieren, die relevante Werte verkörpert.

Unter der «Philosophie eines Produktes» verstehe ich den tieferen Sinn und den Mehrwert, den es dem einzelnen Individuum oder der Gesellschaft als Ganzes bietet. Ein Produkt ohne klare Bestimmung ist auf dem Markt lediglich ein «me too».

Wohin geht deine (berufliche) Reise jetzt nach dem Studium?
Mein Traum wäre es, später als selbständiger Designer wirken zu können. Zunächst werde ich mich jedoch meinem Masterstudium widmen und meine im Bachelor-Studium erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse vertiefen. Den letzten Schliff und die nötige Praxiserfahrung werde ich mir danach wohl in ein paar Lehr- und Wanderjahren in Designagenturen und in der Industrie holen.

Und wie sieht die Vision Argo in Aktion aus? Hier gibt es eine Animation des Frachtschiffes auf hoher See.

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