Rahel Güntert

herba · spatium

Eine postkoloniale Narration zur Komplexität der Pharmazie

Studium: Bachelor Innenarchitektur und Szenografie
Jahr: 2021
Mentor*innen: Nader A. Taghavi, Marcy Goldberg
Mail: rahelguntert@gmail.com
Instagram: @rahelguntert

Die Schweiz steht seit jeher für die heilende Kraft ihrer reinen Natur. In Wechselwirkung dazu stehen die Pharmaindustrien, die der Schweiz zu Erfolg, Ansehen und Reichtum verhalfen. Historische Kurorte in den Schweizer Bergen und moderne Chemiekonzerne befinden sich einerseits in einem Widerspruch, andererseits als bedingte Koexistenz der Abhängigkeit, wobei das Künstliche nicht ohne das Natürliche existieren kann.

Die indische Pflanze Rauwolfia Serpentina, mit ihrer langen Tradition der alternativen Heilung psychischer Krankheiten, ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, dass die Pharmaindustrie nicht ohne das Wissen um die heilenden Kräfte der Natur auskommt. Sie verkörpert eine Erfolgsgeschichte, die nicht nur ein Zeugnis der Verflechtung von natürlichen Heilmitteln und chemischen Pharmazeutika, sondern auch eine Geschichte kolonialer Verstrickung der Schweiz in globale Machtverhältnisse ist. Ohne das Wissen über Heilkräuter gäbe es demzufolge keine Pharma und ohne Kolonialismus kein Erfolg für die Schweizer Chemiekonzerne. Schlussendlich tragen viele der internationalen Multikonzerne mit Sitz in der Schweiz, ihr koloniales Netzwerk in ein Land, das sich Neutralität auf die Fahne schreibt.

Als Zentrum der globalen Chemieindustrie, beheimatet Basel zwei der mächtigsten Pharmakonzerne, deren Produkte ihren Weg in die Heimapotheken jedes Schweizer Haushaltes finden. Dabei wäre die Schweiz selbst reich an natürlichen Heilkräutern. Doch das Wissen um deren Anwendung und Wirkung geht im Zuge der fortwährenden Modernisierung allmählich verloren. Damit verspielen wir auch ein Potential, um unsere innere Resilienz zu stärken.

Im Bewusstsein des wachsenden Gesellschaftsdrucks, in Zeiten von Unsicherheit und Ungleichgewichten und angesichts einer globalen Pandemie, entsteht ein interaktiver Ort für die alternative Heilung und Prävention psychischer Krankheiten. Hier wird Raum geschaffen für Austausch von traditionellem Wissen über die Kraft und den Anbau Schweizer Kräuter.

Die Architektur vereint den Prozess der Trocknung und Kultivierung lokaler Heilkräuter, Raum zur Verarbeitung und Herstellung sowie die unmittelbare Kräuteranwendung. Der Aussenraum steht als auditive Informations- und Reflexionsebene in Verbindung dazu.

herba · spatium ermöglicht einen Schritt aus dem globalen Netzwerk Richtung Kraft der Natur. Ein Schritt zurück zum Ursprung.

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