Kevin Peterhans

 

Leukonoide Stadt

Ein gesellschaftlicher Versuch des Experimentierens

Studium: Bachelor Innenarchitektur und Szenografie
Jahr: 2022
Mentor*innen: Andreas Wenger, Nela Weber, Charlotte Tamschick

Mail: k-peterhans@hotmail.ch
Instagram: @kevinpeterhans

Leere Gewerbeflächen, wo man nur hinsieht. Ein Bild, das in Basel keine Seltenheit mehr darstellt. Sie stehen auf unbestimmte Zeit leer und werden dann mit einem neuen Konzept der Konsumförderung gefüllt. Ist es das, was wir wollen oder brauchen? In Basel haben Zwischennutzungen eine lange Tradition. Dennoch sind solche Räume für experimentelle und gesellschaftliche Aushandlungen zeitlich begrenzt. Genau da setzt das Projekt «Leukonoide Stadt» an, um diese Zustände radikal zu reparieren und neu zu denken, im Sinne der Experimentierfreude!

Leukonoid beschreibt eine, bei Meeresschwämmen vorkommende komplexe Körperstruktur, die von tausenden Gängen und Poren versehen ist. Die Poren dienen der Weiterentwicklung des Schwammes. Ein Stadtplan bildet sich.

Diese wichtigen Poren beziehungsweise Orte müssen wir als Gesellschaft erschaffen, um neue Ideen und Erkenntnisse gedeihen zu lassen. Die Larven als Ideenträger:innen werden in der Stadt sichtbar und leiten zu den neuen, dem Experiment verschriebenen Räumen.

Gesellschaft und Staat sollen dabei ähnlich dem Schwamm, ein Organismus bilden.

Das neu geschaffene Gefäss der «Zivilförderung» ermöglicht dieses Vorhaben. Jede Person partizipiert dreimal in ihrem Leben im Projekt «Leukonoide Stadt» und nimmt damit an der gesellschaftlichen Aushandlung von Raumnutzung und deren Zukunft teil. Die «Zivilförderung» bietet die nötigen Ressourcen, um die leerstehenden Gewerbeflächen zu erwerben oder zu mieten und die Partizipierenden zu entlöhnen. Dadurch wird die Voraussetzung geschaffen, dass wirklich alle die Möglichkeit zum Mitmachen bekommen.

Wir als Gestalter:innen nehmen dabei die Rolle der Leitung des Experimentierens ein. Zusammen mit den Partizipierenden werden die ausgewählten Räumlichkeiten und deren Umwelt mittels Feldforschung beobachtet und analysiert. Die Beobachtungen werden jeweils in einer Ausstellung der Bevölkerung präsentiert. Aus den Erkenntnissen der Feldforschung, den entstandenen Diskussionen und Anregungen aus den Ausstellungen werden zukünftige Nutzungen erarbeitet, welche experimentell an den Orten Gestalt finden können.

Rohe Schafwolle, die zu neuen Fassaden- und Innenausbauteilen umgestaltet wird, bietet sich dabei als visuelle Übersetzung des Schwammes an. Die in den Interventionsräumen vorhandenen baulichen Elemente bilden die Grundlage für die neuen Umgestaltungen. Wände werden zu Sitzgelegenheiten, Türen zu Tischen. Die neue Porösität lässt das Aussen und Innen miteinander in Dialog treten.

Das Projekt «Leukonoide Stadt» ist nicht als ein abschliessendes Unterfangen zu verstehen, sondern als ein Konzept, welches Orte und Räume immer wieder neu erfindet, aushandelt und weiterzieht.

Wir als Organismus sind für das Weiterbestehen verantwortlich. Packen wir es an!

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