Studium: Master Masterstudio Design
Jahr: 2022
Mentor*innen: Jörg Wiesel, Priska Morger, Wally Salner
Die Strickkollektion hol(e)y trash stellt eine Möglichkeit dar, das Material der Strumpfhose ohne Abfall und geringem Energieaufwand wiederzuverwerten. Die Strumpfhose zählt
üblicherweise zur Kategorie der Unterwäsche und wird aufgrund ihrer Nähe zum Körper, durch Geruch, sowie der haptischen Eigenschaften und Transparenz häufig fetischisiert.
Annabels Arbeit spielt mit der Idee, die Strumpfhose von „darunter“, nach „oben“ zu bringen. Ein historischer Blick auf die Zeit vor der Renaissance bricht die Zuordnung der Strumpfhose zum Frauenbein auf: Strumpfhosen und ihre Vorgängerinnen wurden an langen muskulösen Männerbeinen exponiert. Für die Gegenwart hat dies eine emanzipatorische Funktion, in dem es die Konstruktion moderner Identitäten offenlegt. Normative Kategorien wie männlich und weiblich sollen nicht länger als biologische Konstanten gelten, sondern sind als historisch wandelbare Konstrukte zu betrachten.
Diese Kollektion ist für Annabel die Bejahung unserer Körper und Löcher, in all ihrer löchrigen Schönheit. Die Strumpfhose soll glatte und makellose Haut abbilden. Wird die Haut oder Strumpfhose optisch vergrößert, verwandeln sich beide in eine einzige Ansammlung von Löchern. Die Arbeit drückt einen deutlichen Wunsch danach aus, unsere Körper zeigen zu können, wie und wann wir es wollen, ohne dafür abgeurteilt oder herabgesetzt zu werden. Wir brauchen neue Körper, eine neue Erotik, ohne Scham und Prüderie. Um die heteronormativen Körperbilder zu überkommen, sollen wir unsere löchrigen Körper lieben. Durchlöchern wir die alten Konstrukte von Körper, Gender, Sex und Liebe, dann sickert alles heraus und wird fluide.