Emily Vollmer

Maniok im Nationalgericht

Eine Debatte über das typisch Schweizerische

Studium: Bachelor Innenarchitektur und Szenografie
Jahr: 2021
Mentor*innen: Andreas Wenger, Julia Taubert, Nicole Brünisholz
Mail: emily.vollmer@bluewin.ch
Instagram: @mily.louis

In der Gemüseabteilung herrscht Hierarchie. Je integrierter ein Gemüse ist, desto eher kommt es im Nationalgericht vor, desto grösser ist die Sortenvielfalt und desto mehr wird es lokal angebaut. Die Kartoffel und der Maniok haben beide Migrationshintergrund und sind heute feste Bestandteile des Gemüsesortiments. Während die Kartoffel in der Hierarchie auf dem ersten Platz landet, befindet sich der Maniok auf dem letzten. Dass dies nicht überrascht, ist exemplarisch für das typisch Schweizerische - ein hartnäckiges und veraltetes Konstrukt.

Da der Gerichtssaal der ultimativste Ort ist, an dem entschieden wird, wer in der Schweiz bleiben darf oder nicht, dreht es sich hier um diesen Raum der Macht. In einer National-Gerichts-Verhandlung wird deshalb nun darauf plädiert, den Maniok ins Nationalgericht der Schweiz aufzunehmen, um die Vielfalt der postmigrantischen Schweiz anzuerkennen und die Schweizer Geschichte zeitgemäss weiterzuschreiben. Die Intervention steht über mehrere Monate in der Form eines Gerichtssaals in verschiedenen Coop-Filialen der ganzen Schweiz. In der Gemüseabteilung werden Einkaufende auf das postmigrantische Sortiment der Schweiz aufmerksam gemacht. Ausgewählte Gemüsesorten geben ihre Stimmen in Form von Plädoyers an die Richterin ab. Wer einkauft, erhält die Möglichkeit, sich an der Abstimmung zu beteiligen und über Migration und den Gedanken des zeitgemäss Schweizerischen zu diskutieren.

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