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Diego Guerra Rodriguez

 

Expectations 86’d

Studium: Master Masterstudio Design
Jahr: 2022
Mentor*innen: Ralf Michel

Der Konsum von Alkohol war immer und ist stets eine der allgemein akzeptierten Formen des Hedonismus. Bars machen sich dieses Bedürfnis zunutze und schaffen Konzepte, in denen sich die Besuchenden wie in einem Schauspiel des imaginierten Selbst auf einer Bühne von den anderen abzuheben versuchen: Raum, Handlungen und Objekte dienen als Eindrücke, um Menschen durch die Tür zu locken und ihnen die “gesamte Erfahrung” zu bieten.

In einer Realität, in der es unmöglich ist, den Vorrang der Bilder zu leugnen, ist die Verbindung zur Aussenwelt oberflächlich, schnell und oft unbedeutend geworden. Das Sehen neigt dazu, das Wahrgenommene bereits vor dem Kontakt zu virtualisieren. Dies führt zu einem Übermass an Erwartungen, die die wahre sensorische Erfahrung betäuben. Auf diese Weise verliert die Bar jene Säule, auf der sie einst stand: den gut gemachten Cocktail. Er büsst seine Haupteigenschaft ein: die Bedeutung seines Geschmacks. Diese Bedeutung wird ersetzt durch das Design der Bar und durch die Erwartungen an den individuellen “Auftritt” in dieser Bar.

Das Projekt Expectations 86’d erforscht und hinterfragt die zeitgenössische Ästhetik des Trinkens, indem es die verloren gegangene Wahrnehmung des Geschmacks aufleben lässt. Diegos Arbeit analysiert die aktuelle Situation an der Bar, wo kapitalistische Dynamiken dazu neigen, den Grad der Erwartung zu definieren, und wo der umgebende Raum und die Objekte hauptsächlich zu Waren für Instagram-Stories geworden sind.

Das Ergebnis ist eine Intervention, die den Besucher:innen eine Umgebung bietet, in der sie sich durch die Eliminierung einseitiger, aufmerksamkeitsheischender Stimulanzien und durch die Interaktion mit Objekten, die darauf abzielen, die gesamte sensorische Wirkung des Trinkens zu beeinflussen, mit der gesamten Bandbreite ihrer Sinne und Erfahrungen verbunden werden.

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