Der Alltag vieler Menschen wird von einem Vertrauen in die Natur geprägt. Einem Vertrauen darauf, dass Pflanzen ausreichend Sauerstoff produzieren und uns direkt oder indirekt mit Nahrung versorgen, dass die Atmosphäre weiterhin als schützende Hülle den Planeten Erde umhüllt. Gleichzeitig ereilen uns täglich neue Meldungen über den desolaten Zustand unseres Planeten, eine Naturkatastrophe folgt der nächsten.

Natur ist ein abstrakter Begriff geworden für etwas, der für viele ausserhalb des Bewegungsraumes der Stadt existiert. Angesichts der Tatsache, dass die Klimakrise allgegenwärtig und längst auch zu einem politisch brisanten Thema geworden ist, hat man doch eigentlich Hoffnung, dass die Botschaft angekommen ist. Doch das Paradoxon blüht, denn mit der Krise unseres Planeten einhergehend bauen wir im Alltag eine notwendige Schutzschicht auf und verdrängen die individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Unser Vertrauen ist gestört und die Folge ist eine Entfremdung von Natur: neue Produkte und technische Lösungen sollen uns vor ihrer zerstörerischen Kraft schützen. Was dabei zuweilen übersehen wird: Natur, das ist nicht nur alles andere, alles nicht-menschliche, Natur, das sind auch wir selbst. Und gerade jetzt sind wir so sehr auf Natur angewiesen, wie noch nie.

In ihrer Masterarbeit sucht Anne eine (Wieder-)Annäherung an Natur in Theorie und Praxis. Durch das Beleuchten unterschiedlicher Aspekte und Auffassungen, setzt sie sich mit dem Begriff der Natur und dessen Bedeutung geschichtlich und gesellschaftlich auseinander.

Am Ende des Prozesses steht eine Einladung rauszugehen in die Natur, um die Wahrnehmung der Gegenwart mit Blick in die Vergangenheit zu schärfen. Der von Anne gestaltete Spaziergang führt durch die Geschichte der Natur, welche nicht nur im Kopf, sondern vor jedermanns Haustür beginnt. Durch das Betrachten des Vergangenen zeigt sie neue Perspektiven für die Zukunft auf.